Ein einfaches Programm verändert ganze Dörfer in Burkina Faso und im Tschad. Es heisst ANJE – Alimentation du Nourrisson et du Jeune Enfant (dt. etwa «Ernährung für Säuglinge und Kleinkinder »). Das Programm setzt auf Begegnungen unter Frauen, auf konkrete Tipps und geteiltes Wissen. Es setzt dort an, wo alles beginnt: bei den ersten Tausend Tagen im Leben eines Kindes. Denn in diesem Zeitraum werden fast alle Weichen gestellt.
Lächelnde Gesichter sind ein gutes Zeichen. Das zeigt das Beispiel von Élise, Mutter von sieben Kindern aus Moudjibé im Tschad. Seit sie Teil der ANJE-Gruppe «Nelnouba» («Was Gott gefällt») geworden ist, hat sich ihr Leben verändert.
Tief bewegt erzählt sie: «Das ANJE-Projekt ist ein Segen für mich und meine Kinder. Mein Kind war ständig krank. Ich gab viel Geld für die medizinische Versorgung aus. Jetzt muss ich nur noch selten ins Spital. Meinem Kind geht es besser. Manchmal liegt die Lösung für unsere Probleme direkt vor unseren Augen.»
ANJE: So funktionniert es
Die Idee von ANJE ist einfach: Unterernährung bei Kindern nachhaltig verhindern, indem die Mütter geschult werden.
In Burkina Faso und im Tschad hat Unterernährung noch immer schwere Folgen für das Wachstum und die Gesundheit der Kinder. Und dies, obwohl man heute weiss, dass die ersten 1000 Lebenstage eines Kindes eine entscheidende Zeit für seine Entwicklung sind.
Hier setzt das von Morija getragene Programm ANJE an. Zunächst werden in jedem Dorf zwei Gesundheitsberaterinnen ausgebildet. Sie leiten dann die gemeinschaftlichen Lerngruppen. Die Gruppen richten sich an Schwangere und Mütter mit Kindern zwischen 0 und 2 Jahren. Die Teilnehmerinnen treffen sich ein- bis zweimal pro Monat. Gemeinsam besprechen sie einfache, aber grundlegende Themen: Stillen, Hygiene, Ernährung für Schwangere, Zubereitung von angereichertem Brei.
Das Programm wird abgestimmt auf den bereichsübergreifenden strategischen Ernährungsplan Burkina Fasos umgesetzt, unterstützt durch wichtige Akteure wie die UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation, die Weltgesundheitsorganisation und das Kinderhilfswerk UNICEF.
Die Lerngruppen haben den Alltag vieler Teilnehmerinnen grundlegend verändert. Neben den Ernährungsaspekten hat sich bei ihnen auch ein Gefühl von Sicherheit, Vertrauen und Solidarität eingestellt. Die Frauengruppen sind zu Orten der gegenseitigen Unterstützung, des Teilens und der Emanzipation geworden.
Nachhaltige und lokale Auswirkungen
Das ANJE-Programm wurde seit 2016 stetig erweitert. Nach Nobéré, Sakoula und Guiè in Burkina Faso ist es heute auch in Bessada im Tschad präsent. Sein Erfolg baut auf einem einfachen Aspekt auf: Es setzt vor Ort an, respektiert die lokalen Gegebenheiten und gibt den Frauen Handlungsmöglichkeiten. 2024 gab es 113 aktive Gruppen, wodurch Tausende Frauen sensibilisiert werden konnten.
Um es mit Élises Worten zu sagen: «Eine pflichtbewusste Mutter mit einem kranken Kind im Arm ist nie unbekümmert. Dank der Gruppe habe ich eine gewisse Herzensruhe gefunden.»
Indem das Programm das Wissen Tausender Mütter stärkt, wirkt es nachhaltig und trägt nicht zuletzt direkt zur Erreichung des nachhaltigen Entwicklungsziels 2 bei: Kein Hunger. Vor allem aber bereitet es den Weg für eine neue Generation von gesünderen Kindern und stärkeren, freieren und zuversichtlicheren Müttern.
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