Gabriel, Lehrer und Hoffnungsträger für Erwachsene, die nicht lesen können

Morija
  • 5 September 2025
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In Koumkaga, in der Gemeinde Bessada im Tschad, hat sich ein Mann ein Ziel gesetzt: Er will denjenigen, die, um es mit seinen Worten auszudrücken, «wie Blinde in einer schriftlichen Welt leben», das Augenlicht zurückgeben. Der 60-jährige Gabriel Yamadje, Vater von acht Kindern, ist Lehrer im Alphabetisierungsprojekt, dasMorija seit Januar 2023 betreibt. Für ihn handelt es sich sowohl um eine soziale und gemeinschaftliche Aufgabe als auch um ein zutiefst menschliches Ziel, wie er nachfolgend berichtet.

Mein schulischer Werdegang begann mit der Primarschule in Bessada. Nach ihrem Abschluss ging ich noch zwei weitere Jahre zur Schule, doch jedes Leben birgt Schwierigkeiten, und ich musste die Schule nach der zweiten Oberstufe abbrechen. Heute bin ich Lehrer in den Alphabetisierungsgruppen für Erwachsene – es sind vor allem Frauen.

Mein Engagement geht auf einen tief verwurzeltenWunsch zurück: Ich möchte den Menschen in unserer Region, die weder lesen noch schreiben können, helfen, ihr Leben zu verbessern und aus der Unwissenheit herauszukommen. Ich sage häufig, dass ich sie so weit bringen will, dass sie nicht mehr blind, sondern zumindest einäugig sind, denn schon nur ein wenig Licht kann viel bewirken.

Wir treffen uns dreimal pro Woche während zwei Stunden von Januar bis Mai. Jeden Tag beginnen wir mit der Begrüssung und einem Austausch über die Neuigkeiten aus den Familien. Dann wiederholen wir die früheren Lektionen. Anschliessend behandeln wir die neuen Lektionen, begleitet von Fragen, um zu prüfen, ob alle verstanden haben. Schliesslich gebe ich Gabriel, Lehrer und Hoffnungsträger für Erwachsene, die nicht lesen können noch einige Tipps, um die Lernenden zu ermutigen, das Leben in der Gesellschaft harmonisch zu gestalten.

Die Arbeit ist nicht einfach. Viele Frauen wollen lernen, aber die Aufgaben im Haushalt und auf den Feldern hindern sie häufig daran. Einige schämen sich, in ihrem Alter noch in die Schule zu kommen, und ausserdem fehlt es an geeignetem Lernmaterial. Ich verwende das Lehrbuch eines Freundes, der einen Alphabetisierungskurs der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit absolviert hat. Ich gehe auch in die Frauenspargruppen, um die Frauen zu ermutigen, meine Kurse zu besuchen.

Trotz dieser Schwierigkeiten beobachte ich unglaubliche Fortschritte. Eine Frau hat mir erzählt, dass sie jetzt den Gewinn ihres kleinen Geschäfts berechnen kann. Während unserer Kurse sprechen wir auch darüber, wie das Zusammenleben in der Gemeinschaft funktioniert: Wie man sich im Spital verhalten soll, dass man die Verkehrsschilder beachten sollte (vor allem die «Einfahrt verboten»-Schilder!) und wie man sein Geschäft managt.

Jeder Bericht über eine positive Veränderung erfüllt mich mit Freude und gibt mir die Kraft, weiterzumachen. Die Lernenden respektieren mich, und ich bin stolz auf das, was wir gemeinsam erreichen. Wenn alle Frauen, die nicht die Chance hatten, zur Schule zu gehen, eines Tages zum Lernen zu uns kommen, bin ich überzeugt davon, dass die Gesellschaft stärker und geeinter werden wird!

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