Ländliche Entwicklung: Klima in Not?

Association Morija
  • 22 Juli 2025
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In Afrika sind die Auswirkungen des Klimawandels keine weit entfernte Bedrohung, sie sind bereits alltägliche Realität. Zerstörte Ernten, eingeschränkter Zugang zu Wasser, extreme Temperaturen – Morija beobachtet die konkreten Folgen bei seinen Projekten vor Ort. Angesichts dieser Herausforderungen zeigen sich die Gemeinschaften resilient und passen sich an, nicht zuletzt mithilfe innovativer Lösungen.

Das Klima verändert sich – das Leben auch

Im 6. Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC kommt der Beitrag der Arbeitsgruppe «Folgen, Anpassung und Verwundbarkeit» zu einem unmissverständlichen Schluss: Der Klimawandel verschärft die Ungleichheiten. Laut diesem wichtigen Bericht, der sich auf mehr als 34 000 wissenschaftliche Studien stützt, ist die Sterblichkeit im Zusammenhang mit Klimakatastrophen in den verwundbarsten Ländern 15-mal höher als anderswo.

Afrika gehört dabei zu denjenigen Weltregionen, die am stärksten betroffen sind. Der Kontinent leidet bereits heute unter bedeutenden Verlusten und Schäden, die auf den menschengemachten Klimawandel zurückgeführt werden können: rückläufige Agrarproduktion, Verlangsamung des Wirtschaftswachstums, Verlust der Artenvielfalt und höhere menschliche Morbidität und Sterblichkeit. So fielen die Ernteerträge in Afrika südlich der Sahara zwischen 1974 und 2008 beim Mais beispielsweise um 5,8 %, beim Weizen um 2,3 %. Zwei Drittel der Menschen in Afrika sind der Ansicht, dass sich die klimatischen Bedingungen für die Landwirtschaft im letzten Jahrzehnt verschlechtert haben.

Der Klimawandel wirkt sich auch direkt auf die Wirtschaft aus. Gemäss Weltklimarat sank das Pro-Kopf-BIP in Afrika verglichen mit einem Szenario ohne Klimawandel zwischen 1991 und 2010 um 13,6 %.

Eine Trendumkehr ist nicht in Sicht. Bis 2030 könnten 250 Millionen Afrikanerinnen und Afrikaner mit hoher Wasserknappheit konfrontiert sein. Die Verkürzung der Landwirtschaftssaison, die langen Dürreperioden und die immer stärkeren Niederschläge bedrohen die Ernährungssicherheit. Auch wenn der CO₂-Anstieg in der Atmosphäre theoretisch das Pflanzenwachstum begünstigen könnte – diese Wirkung wird bei einer Erwärmung von mehr als 2 °C vollständig zunichte gemacht. Die Folge sind umfassende Ertragseinbussen.

Der Klimawandel beeinträchtigt auch unsere Projekte

Vor Ort müssen die Projekte von Morija diese neuen Einschränkungen berücksichtigen.

Togo: die Ernteeinbussen trotz der Dürre in Grenzen halten

Im Süden Togos unterstützt Morija ein Agroforstwirtschaftsprojekt. Es hat zum Ziel, Kaffee- und Kakao anzubauen, die in der Natur in einer feuchten, bewaldeten Umgebung wachsen, und gleichzeitig aufzuforsten. Um das Wachstum dieser Kakao- und Kaffeepflanzen sowie der Bäume mit düngender Wirkung auf die Felder zu fördern, werden schnell wachsende Bananenstauden angepflanzt. Sie bieten im ersten Jahr – einer kritischen Zeit für das Überleben der Jungpflanzen – vorübergehenden Schatten.

Doch der Klimawandel erschwert das Wachstum der jungen Kakao- und Kaffeepflanzen deutlich. Normalerweise rechnet man mit rund 5 % Verlust. 2025 jedoch stiegen die Verluste auf 10 %, weil das Klima im März, wo es normalerweise öfters regnet, aussergewöhnlich trocken war. Selbst die Bäume, die zur Düngung gepflanzt wurden und als robuster gelten, litten unter der Dürre. Die Verluste führten zu Mehrkosten für das Projekt, weil die abgestorbenen Pflanzen ersetzt werden mussten. Das Projektteam befasst sich nun mit einfachen und effizienten Bewässerungsmethoden, die in den kommenden Jahren helfen könnten.

Burkina Faso: die Kulturen an die Niederschläge anpassen

In Burkina Faso ist die Regenzeit immer schwieriger vorherzusehen. Häufig beginnt sie erst spät, dauert dann aber nicht länger, und wird durchbrochen von langen Zeiten ohne jeglichen Regen. Dieses Klima gefährdet das Wachstum des Getreides.

Angesichts dieser Bedrohung fördert Morija seit 2013 die sogenannte Zaï-Technik. Dabei gräbt man tiefe Löcher, die mit Kompost gefüllt werden, um die Feuchtigkeit rund um die Pflanzensamen länger zu erhalten. Seit drei Jahren werden bei dem Projekt den Landwirtinnen und Landwirten auch verbesserte Maissamen, genannt «Barka», verteilt (Barka bedeutet «Danke» in der Mooré-Sprache). Diese Samen wurden ausgewählt, weil sie schneller reifen.

Tschad: der Hitze und den Überschwemmungen standhalten

Im Tschad hat der Klimawandel gleich zwei Folgen: auf lange Hitzeperioden folgt häufig zerstörerischer Starkregen. Die jährliche Niederschlagsmenge bleibt zwar stabil, doch der Regen fällt innerhalb kurzer Zeit in grosser Menge vom Himmel, was zu mehr Überschwemmungen führt, weil die ausgetrockneten Böden nicht mehr in der Lage sind, das Wasser aufzunehmen.

Der Klimawandel hat auch direkte Folgen für die lokale Wirtschaft. Die Frauen, die sich am Spargruppenprojekt beteiligen, berichten, dass sie zu gewissen Zeiten des Jahres ihre Produkte erst ab 17 Uhr verkaufen können und nicht schon ab 16 Uhr wie früher, weil die Hitze so stark zugenommen hat. Dadurch ist ihre Verkaufszeit kürzer, denn in ihren Gemeinden gibt es keinen Strom und die Märkte schliessen bei Einbruch der Dunkelheit.

Im Juli 2024 kam es in den Regionen von Bessada und Koumra zu verheerenden Überschwemmungen. Ganze Familien verloren ihre Existenz. «Das Wasser stand uns bis zu den Knien. Als wir nach Hause zurückkehrten, hatten wir alles verloren, selbst das Vieh», erzählt Suzanne. Dank einem zweckgebundenen Spendenaufruf konnten Lebensmittelpakete und im April 2025 Saatgut verteilt werden, um eine Aussaat trotz grosser Knappheit zu ermöglichen. 244 Säcke mit Saatgut wurden gekauft und verteilt, mehr als 24 Tonnen!

Wer überleben will, muss sich anpassen

Es ist unausweichlich: Der Klimawandel ist nicht mehr ein weit entferntes Phänomen. Er findet jetzt statt, in Afrika.

Vor diesem Hintergrund müssen sich die humanitären Projekte ebenfalls anpassen und flexibel sein. Morija stärkt die Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung, indem die Organisation ihre Tätigkeit anpasst: Saatgut mit kurzem Wachstumszyklus, an den Klimawandel angepasste Agrarmethoden, Bewässerungslösungen und Nothilfe bei Katastrophen. Diese konkreten Massnahmen wurzeln häufig in lokalem Know-how und sind grundlegend, damit die Familien weiterhin ein menschenwürdiges Leben führen können, ohne ihr Zuhause aufgeben zu müssen.

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